Die Vorzeichen waren nicht wirklich schlecht für ein Comeback des Ladies liebenden coolen James. Der Sample-Gräber Q-Tip aus dem Native Tongues-Haus ATCQ bastelte seit einigen Jahren spannende Klangteppiche, die immer Qualität versprachen. Freunde wie Busta Rhymes oder Szenegrößen wie Eminem, Snoop oder Nas brauchten keine großen Überredungskünste, um Teil der Wiederkehr des großen LL zu sein. Der Mann, der tatsächlich vor über 40 Jahren seine erste Single in den Ring warf und in der goldenen Def Jam-Blase zwischen Helden Run Dmc und Fat Boys zum Star wurde. Es folgten Grammy-Gewinne und die Tür nach Hollywood ging auf. Dazu unzählige Hits für die Ewigkeit wie "Mama said knock you out" oder "DoIn it".  Nun also tatsächlich "The Force" - ein komplett neues Album. Das 14. Album - und das muss man ehrlich sagen, waren die ersten 7 Alben gefühlt nur relevant. Was soll nun anders sein? Neu ist LL sicherlich inhaltlich mit mehr Tiefe gesegnet - und berichtet nicht mehr nur über sexuelle Fantasien und Flirtexkursionen - für was man ihn besonders in den 90ern feierte. Nun widmet er sich tatsächlich, ganz von Public Enemy (und sehr wahrscheinlich ATCQ) inspiriert den drängenden Fragen der Zeit und seiner Community. Er spricht über Rassismus, Willkür, Polizeigewalt, Pandemie, Isolation und Gewalt. Und eines vorab: Chapeau! Inhaltlich und raptechnisch ist das oberstes Regal und wird sicherlich auch als "Grow Men Rap" dort einsortiert und gewürdigt. Der Mann aus Queens liefert. Wer aber ein oder zwei poppige Radiosingles erwartet hatte, wird enttäuscht. Dieser James möchte sehr deutlich, dass man sich auf das Album einlässt und zuhört. Das ist ganz in der Manier der alten Schule und wird keine Trapkids dazu animieren, seine Lieder zu hören - das macht aber auch nichts. Anbiedern dürfen sich andere. Deshalb ist dieses Album so stark - jedoch nicht auf den ersten Blick. Q-Tip legt einen spannenden, oft sehr reduzierten musikalischen Untergrund aus Samples aus den Bereichten Jazz und Krautrock für LLs Geschichten. 

 

Text: Peter Parker