Mit der teuer produzierten Netflix-Serie „The Get Down“ hat sich das Interesse an den Anfängen zwischen Funk, Disco und sozialen Notstand im New York der 1970er Jahre erhöht. Das britische Vorzeigelabel Soul Jazz Records hat nun eine weitere, sehr detailliert recherchierte und zusammengestellte Compilation veröffentlicht, die sich erneut dieser Thematik widmet. Nachdem 1979 „Rapper’s Delight“ um die Welt ging und der Restweltbevölkerung erklärte was Hip-Hop ist, gab es gerade im Big Apple eine unüberschaubare, kreative Masse an Künstlern, Gruppierungen und Labels, die HipHop definierten – ohne große Aufmerksamkeit außerhalb der Stadt die niemals schläft, zu erhaschen.
Dieser Sampler ist auch ein Hommage an die Vergessenen – an jene, die Hip-Hop in ihrer Geburtsstätte mit Euphorie und unwahrscheinlicher Kreativität den Weg ebneten, ohne jemals dafür die nötigen gebührend geehrt zu werden. Der Weg zu einem besseren Leben war der Traum vieler dieser Pioniere – die Wenigsten schafften diesen angestrebten Sprung. Selbst die ehrwürdigen Gründungsväter wie Theodore, Caz oder Herc konnten nicht wirklich davon im materialistischen Sinne reich werden. Bambaataa und Flash sind zwei Ausnahmen. Allein 1979 erschienen über Independent-Labels noch über 30 Hip-Hop-Singles aus NYC, denen wiederum 100 weitere 1980 folgten. Gerade in Harlem gab es große Aktivisten wie Paul Winley, Peter Brown oder Joe Robinson – die versuchten das was auf den Straßen pulsierte, auf Vinyl zu transportieren. Hier verschmolzen Disco & Rap und das „Schmuddelkind“ wurde durch Leute wie DJ Hollywood und den ersten Vinylpressungen in die Tanzhallen getragen. Das hier ist eine wundervoll aufbereitete Geschichtsstunde auf einer dreifach-Vinyl. Schon der Vorgänger gehörte zu einer der besten Rückblicke in die frühen Tage von HipHop. Diese Vorführung knöpft genau dort an und macht perfekt im frischen Wind des Discorap weiter.
Text: Peter Parker
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