VINYL THOUGHTS
Dirk Borrmann ist Plattenhändler und Vinylist aus Leidenschaft. Er kennt den Markt und die Gesetze. Er kennt die Kundschaft, Vertriebe und alles rund um das Format Vinyl. Ob Rare Grooves, Reggae, Psychedlic Rock, HipHop oder Afro…in seinem Recordstore in Köln-Kalk findet der werte Sammler alles was sein Herz begehrt.
Die Kunden schätzen seit vielen Jahren das Fachwissen, die Kontakte und die Beratung von Dirk aus’m Drake. In unregelmäßigen Abständen sinniert er und andere Sammler hier bei VINYL THOUGHTS über Geschichten rund um das schwarze Gold. It's time 4 Nerdtalk, Baby!
Headhunters „God Make Me Funky“ 7“
(Soul Brother Records RSD Exclusive)
Soul Brother Records haben die – auch früher schon existente (aber recht rare) – Single der HEADHUNTERS-Nummer “God Make Me Funky” erneut (zum RSD 2017) herausgebracht. Mit geänderter B-Seite – was eine ganz nette Idee, in der Theorie, ist.
Die volle LP-Version (wer weiß, ob nicht irgendwann eine noch längere, ungeschnittene Studio Session Version kommt – so wie letzten Black Friday mit I. Hayes “Do Your Thing”) dauert 9:35, groovt
höchst funky, ufert etwas free aus und fokussiert sich schließlich wieder zum Ende etwas mehr.
Ich habe mir mal erlaubt ein hervorragend erhaltenes Copy des US 1st Press Albums mit der Soul Brother Single unmittelbar zu vergleichen (System war ein Pickering XV-15, auf einem Technics
SL-1210 mit Technics Vorverstärker u. Braun 4-Wege-Aktivboxen – High End-Klangbedingungen also).
Der erste Höreindruck der neuen Single klingt flach; wenig dynamisch, recht leise. sehr linear, fast wie eine digitale File (ein nicht gerade seltenes Phänomen dieser Tage).
Danach – bei identischen Einstellungen – die Version vom og US Album (die deutsche Pressung hätte ich auch noch gerne dazu probiert, hatte aber gerade keine zur Hand)… ein Unterschied wie Tag und
Nacht. Da ist sie; die Dynamik – die Sonne geht sofort auf. Höhen und Tiefen sind sofort viel präsenter und man nimmt zugleich z.B. die Bandsättigung der Original-Aufnahme wahr. Es klingt genauso
wie das – psychoakustisch oft genug umstrittene – “Vinyl Feeling”, welches unsereins so liebt.
Dann noch der Punkt, daß die Single Version (was aber auch bei der 70er Version [noch kürzer], die ich übrigens auch leider nicht als 45 vergleichen kann, da ich sie nicht zur Verfügung habe),
mit einer Laufzeit von (den exakt “erlaubten”) 4 min etwas mager ausfällt.
Und ob der Schnitt bzw. Edit so ausgeführt wurde, wie er am .meisten Sinn machen würde, ist auch fraglich, finde ich.
Sicherlich ist die über 9 min Version für einen Dance-oder Bar-DJ (wg. des leicht kakophonischen Sax-Solos) nicht ganz optimal zu handhaben. Nur so, wie er hier zu hören ist, macht der Song nicht
wirklich viel Sinn.
Daß das Ganze vom Master kommt, wage ich stark zu bezweifeln. Sollte hier (meine Vermutung, die ich nicht belegen kann) schlicht die LP-Version in digitaler Form bearbeitet worden sein, erklärt
sich auch, warum das hier nicht wie eine wirkliche 45er klingt, noch nichtmal wie die (wahrscheinliche) 33er Vorlage.
Mein Fazit: die Single ist keine totale Katastrophe – der Sound ist clean und verzerrt nicht, das Format ist handlich für den Handtaschen-DJ. Nur weder klanglich noch musikalisch das Gelbe vom
Ei.
Für mich klarer Fall von entweder og LP Version oder einen – “besseren” – Edit für eine 45 erstellen lassen und das bitte jemandem machen lassen, der davon Ahnung hat und am Besten vom og
Band.
Amen.
Text: Dirk Borrmann aka DJ Phoney
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