WEST LONDON MASSIVE

 

Das Produzenten-Kollektiv Bugz in the Attic , bestehend aus Orin ‘Afronaught’ Walters, Paul ‘Seiji’ Dolby, Kaidi Tatham, Daz-I-Kue, Alex Phountzi, Mark Force, Matt Lord, Mikey Stirton und Scott Clifford hatten zur Jahrtausendwende die heisseste Formeln im Hybridenprozess des UK-Garage-Fiebers. Die Mit-Erfinder des Broken Beats forschen bis heute auf unterschiedlichem Wege nach neuen und avantgardistischen Sounds. Eine weitere Zusammenstellung ihrer Remixwerke erscheint im Oktober 2009.

„Got the bug Vol.2“ erinnert nicht nur an den Future Funk - Movement vergangener Tage, sondern auch, dass diese Jungs ihr Handwerk beherrschen und zeitgenössische Beats zwischen House, HipHop, Dancehall und Drum’n’Bass mit der Historie schwarzer Musik perfekt miteinander vereinen können. In den letzten zwei Jahren ist etwas leiser um das Kreativ-Team geworden. Ein neues Album soll in Arbeit sein. Es ist also Zeit mal nach zu fragen was gerade in Arbeit ist. Orin „Afronaught“ Walters beantwortete unsere Frage. 

Kurz zu Euren Anfängen zurück. Die Legende besagt, dass es Phil Asher war, der Euch in die Kunst des Produzierens einführt hat. Stimmt das?

Bugz: Ich habe schon eine ganze Zeit vor dem ganzen Bugz-Ding mit Phil gearbeitet. Er hat auch Seiji mit mir bekannt gemacht und wir haben damals schon sehr verrückte Drum’n’Bass-Sachen für das Label Mousetrap Records produziert. Der Prozess zur Entstehung des Bugz-Kollektives ging eine ganze Weile. Letztlich fanden wir uns alle, weil wir alle nach neuen Herausforderungen suchten. Ich habe zu dieser Zeit schon TripHop und House-Mucke produziert. Man hört das am Bugz-Sound, dass wir alle sehr offen sind.

 Ihr seit ja nicht alle permanent in London zusammen und arbeitet ja alle an verschiedenen Projekten. Wie kommuniziert ihr miteinander? Wie haltet ihr den Kontakt aufrecht?

Bugz: Das halten viele Musiker und Produzenten für kompliziert, aber es läuft online auch sehr gut. Wir arbeiten an unseren Rechnern und in unseren eigenen Studios, teilweise auch von zu Hause aus. Die Ergebnisse werden dann auch den Rechner geladen und so kann jeder darauf zugreifen und es weiterbearbeiten. Im Studio wird das finale Resultat dann abgemischt. Wir halten es seit Jahren so und sind mit den kreativen Endprodukten sehr zufrieden.

 Jürgen von Knoblauch (Jazzanova) hat mir mal im Interview gesagt, dass Broken Beat für ihn eine der spannendsten Strömungen der Clubmusic der letzten Jahren ist es aber kaum einen Ort außerhalb des Cargo gibt, wo es wirklich stattfindet. Die Plattform hat schon immer dafür gefehlt und dass zu wenig DJs es auch regelmäßig spielen. Seht ihr das genauso?

Bugz: Wir stimmen da vollkommen zu – aber es kommen natürlich unterschiedliche Faktoren dazu. Der Sound verändert sich ja auch ständig. Heute kann man so viele verschiedene Style von Broken Beat hören der in sehr vielen aktuellen Sound integriert ist. Die aktuellen Funky House und Dubstep-Scheiben bauen darauf auf. Dazu muss man sagen, dass auch die Leuteim Plastic und im Cargo nicht stehen geblieben sind. Hier ist immer noch alles in Bewegung.

 Benutzt ihr für die Umsetzung auch altes Equipment?

Bugz: Wir sind immer noch große Anhänger von Atari Q-Base und Akai MPC 60. Schließen aber neue Produktionstechnik nicht aus. Den Fortschritt muss man immer nutzen.

Viele Leute beschwerten sich in den letzen Jahren darüber, dass der Begriff „NuJazz“ für sie stigmatisierende Wirkung hätte. Empfindet ihr das auch so?

Bugz: Niemand mochte den Begriff „Broken Beat“ und niemand wollte das es ein Genre namens NuJazz geben sollte. Man wurde doch sofort eingeschränkt und es beschrieb auch nicht unsere Dj-Sets. Dort hört man bis heute immer noch abgedrehte Beats mit jazzy Breaks, heftige Dub-Exkursionen und dicke Jungle-Tunes die mit Samba-Rhythmen kombiniert sind. HipHop ist auch dabei. Die Kombinationen und Fusionen sind immer unendlich. Um es nach außen fassen zu können gibt es die Schubladen NuJazz, Lounge Sound, Future Funk etc.

 Dirk Rumpf, bezeichnet das in seiner Radiosendung „Offtrack“ als „eclectic freestyle“!

Bugz: Ja, das ist gut. Gilles Peterson hat das schon früh so bezeichnet und über seine Radiosendung bekannt gemacht. Wir finden den Ausdruck gar nicht so schlecht. Es beschneidet sich nicht und letztlich geht es darum gute Musik zu präsentieren. Weil es oft musikalische Hybriden sind, braucht man oft Schublanden, damit die Leute es einordnen und etwas damit anfangen können.

Ihr seit ursprünglich auf dem Major V2 gewesen und veröffentlicht jetzt über das Indie-label BBE Music. Wie kam der Sinneswandel?

Bugz: Es ist das passiert, was immer passiert. Ein großer Fisch kommt und frisst den kleineren Fisch. Universal hat V2 gekauft und eine Menge Künstler aus dem Roster gekickt. Das war aber gar nicht so übel für uns. Wir wussten irgendwie dass so was mal kommen wird. Wir sind ganz glücklich mit BBE und sind von dem Label überzeugt.

 Es wird ein neues Album von Euch geben. Kann man schon etwas darüber erzählen?

Bugz: Langsam aber sicher nimmt das Album Formen an. Wir werden es im Winter fertig stellen und es im Frühjahr veröffentlichen. Für die Remix-Scheibe sind wir schon jetzt auf Promo-Tour in ganz Europa. Musikalische darf man sich wieder auf spannenden Sound freuen.

 

Text & Interview: Peter Parker