De la Soul

Wenn es sowas wie Säulenheilige im HipHop gibt, dann gehören die 3 Native Tongues von DE LA SOUL definitiv dazu. 

Unser Autor Philipp Forwein sprach mit Ihnen 2012 über das neue Projekt mit zwei Franzosen, die Geschichte, Tribe und die Lust an der Kultur. 

 


time 4 legends

 

Mittlerweile liegen 23 Jahre zurück, dass De La Soul mit ihrem Debüt 3 Feet High And Rising einen der größten Hip Hop Klassiker schlechthin ins Leben riefen. Über 2 Jahrzehnte und 7 Alben später, sind Trugoy the Dove, Posdnuos und Maseo immer noch nicht still zu kriegen. Für ihr jüngstes Projekt schlüpften Pos und Dave in die Rollen von Jacob "Pop Life" Barrow und Deen Whitter, um unter dem Namen First Serve mit dem französischen Produzenten Duo 2&4 (aka Chocolate &Khalid) die Geschichte zweier Rapper zu erzählen, die von ihrem Keller aus nach einer erfolgreichen Rapkarriere streben. Auf 16 Tracks erlebt man ihren beschwerlichen Weg auf die großen Bühnen, mit all seinen Hochs und Tiefs. In einem kurzen Telefoninterview beantwortete uns Pos einige Fragen zu First Serve und was die Herren von De La Soul sonst noch so umtreibt. 

 

1. Wie kam es dazu diese LP mit 2&4 aus Paris aufzunehmen? Wie habt ihr euch kennen gelernt?

Sie hatten bereits die Grundidee für dieses Album. Sie sind über einen gemeinsamen Bekannten, der für uns und alle möglichen anderen US-Acts in Europa Shows promotet, an uns ran getreten und nachdem sie uns ein paar Instrumentals gezeigt hatten, war für uns klar dass wir daran mitwirken wollen. Ab da haben wir dann angefangen weitere Ideen zusammen zu formulieren und so entstand das ganze dann. Was ich daran mag ist, dass es sich auf der einen Seite aus einer Menge alten Sounds zusammensetzt, auf der anderen Seite hört es sich so neu und erfrischend an, verglichen zu der Musik, die man sonst so zu hören bekommt. Für mich hat es etwas Paradoxes. Es ist dieser alte, großartige Sound von damals der heute wieder auflebt. Das Album ist ziemlich rund geworden und wir sind froh, dass wir uns dazu entschlossen haben mit den beiden Jungs zusammen zu arbeiten.

2. Wie sah die Zusammenarbeit aus? Habt ihr in Paris aufgenommen oder lag ein Atlantik dazwischen?

Wir haben das ganze Ding in ungefähr drei Wochen in Paris aufgenommen. Wir haben jeden Track nacheinander aufgenommen, also mit dem Intro angefangen, dann den zweiten Song gemacht und so weiter. Wir haben das Ganze nicht so aufgerollt, wie man das normalerweise bei einem Album tun würde, dass man an verschiedenen Songs arbeitet und später erst alles in eine Reihenfolge bringt. Wir wussten bereits wie diese Reihenfolge aussehen wird und haben uns einfach daran gehalten.

3. In eurer Pressemitteilung hab ich gelesen, dass das Album der Soundtrack zu einem Film ist, der erst noch gedreht werden muss. Darf man das als Metapher verstehen oder soll tatsächlich mal ein Film dazu erscheinen?

Das ist natürlich nur als Metapher zu verstehen. Aber hey…wie viele Filme sind aus Büchern entstanden, bei denen der Autor keinen Schimmer hatte, dass daraus mal ein Film werden sollte. Falls sich mal die Möglichkeit ergeben sollte, wären wir auf jeden Fall offen dafür. Aber für uns ist es vor allem eine Geschichte, die nicht unbedingt ein Ende hat. Es hört nicht wie bei einem Buch mit “The End” auf. Man möchte fast wissen wie’s weiter geht. Auch wenn es eine von den Geschichten ist, die wahrscheinlich schon tausendmal erzählt wurde, fühlt es sich durch die Charaktere erfrischend und irgendwie lustig an und ich glaube, den Leuten wird das gefallen.

4. Als Ihr die Native Tongue gegründet habt, habt ihr danach gestrebt ein Bewusstsein in Hip Hop Musik zu bringen, das über Pistolen und Gold hinaus ging. Was wären die Themen von First Serve?

Ich stelle immer wieder gerne klar, dass als wir uns mit diesen Bands zusammen gefunden haben, niemand sowas gesagt hat, wie”Yo…Lasst uns dieses Kollektiv gründen und versuchen die Welt zu retten”. Das haben wir nie gemacht. Wir waren kleine Kids. Dass wir uns Native Tongue genannt haben, hat sich bloß ergeben, weil wir Gleichgesinnte waren. Wir hatten die gleiche Art zu Denken, die selbe Sprache. Und wenn man sich an spätere Konstellationen erinnert…Black Sheep waren quasi die First Serves. Sie waren diejenigen die ständig über Gold, Pistolen, Frauen und Bitches redeten (lacht). Ich will nur deutlich machen, dass es uns nicht darum ging als Native Tongue aufzutreten um irgendeine Art von Consciousness zu vermitteln. Wir waren nur zufällig alles gleichgesinnte Rapper. Wir haben uns mehr für diesen Namen entschieden, weil es zu lang gewesen wäre jedes Mal, wenn wir was zusammen machen Jungle Brothers, De La Soul, A Tribe Called Quest zu schreiben. First Serve wäre wie…meine beste Wahl wäre zu sagen wie Black Sheep. Sie sind diejenigen, die ein Verständnis für die Werte von Hip Hop haben, sowie einen Plan davon großartige Lyrics zu schreiben und kreativ und unkonventionell zu sein. Gleichzeitig orientieren sie sich aber eher an materialistischen Themen, regen aber trotzdem zum Denken an.

5. Ich hab gelesen, dass ihr vor einer ganze Weile Hip Hop Kurse an der New York University gegeben habt. Wie war das und kann man sich das Ganze so, wie diese Hip Hop Schule auf dem Disposable Arts Album von Masta Ace, mit MPC Unterricht und so weiter, vorstellen?

Na ja…Für mich ist die Hauptsache, dass die Kunstform von der ich ein Teil bin richtig verstanden wird. Und nachdem unser Genre mittlerweile voll als eine Art Musikfabrik akzeptiert wurde, ist es für mich wichtig dass die vielen Leute die daran mitwirken auch wissen, wo es her kommt. Ich spreche immer wieder mit Kids, die wie hypnotisiert sind von hartem Street Life und Gangsterisms. Sie könnten dir alles über die Gangster von heute, wie über die von damals erzählen. Mit Sicherheit würden sie mehr Namen solcher Leute kennen als von legendären Rappern. Ich versuche Ihnen klar zu machen, dass sie über das Leben auf der Straße in der selben Art und Weise reden könnten, wie es ihr Lieblingsrapper tut. Und nachdem man übers Internet und die verschiedensten TV Shows die ganzen Gangsternamen zu hören bekommt, sollte man mindestens das Selbe auch über die Musik, die man liebt, wissen. Wissen wer Africa Bambaataa und die Soulsonic Force waren, genauso wie wer Kool Herc war. Er hat die Musik ins Leben gerufen. Ich versuche den Leuten lediglich beizubringen, sich in der Sache die sie lieben auch weiter zu bilden. Das ist für mich der wichtigste Punkt.

6. Denkst du, dass es ein Fortschritt bedeutet, dass heutzutage eigentlich jeder seine eigenen Sound zu jeder Zeit veröffentlichen kann oder sollte es bei der unglaublichen Menge an neuer Musik manchmal einen Filter geben?

Es sollte definitiv besser gefiltert werden. Es verhält sich glaube ich wie mit allem anderen auch. Alles hat gute, wie schlechte Seiten. Ich denke es ist eine großartige Sache, dass Musik machen so viel einfacher geworden ist. Vor allem wenn ich an die lustigen Zeiten denke, als wir noch jung waren und ins Studio wollten. Nur wir mussten dafür arbeiten. Dave und ich im Burger Laden oder wo auch immer und Mase wo er eben gearbeitet hat, nur um das Geld zusammen zu bekommen, um ins Studio gehen zu können für das man bezahlen musste. Heutzutage können die meisten Kids sich das Geld für ein Programm zusammenkratzen und einfach von zu Hause aus arbeiten, was großartig ist wie ich finde. Genauso wie die Möglichkeiten, die sich durch das Internet bieten. Es ist fast so als würde man sein Fenster öffnen und in die Welt hinaus schreien. Heutzutage hat jemand aus Kinshasa. die Möglichkeit, dass ein Label in New York seine Musik zu hören bekommt und vielleicht veröffentlicht. Wie du bereits erwähnt hast, ist die schlechte Seite dass jeder heutzutage Sound machen kann und ich denke, dass man manchmal einfach eine gewisse Auseinandersetzung mit einer Sache braucht um gut darin zu werden. Vielleicht sollte man mal an einer SP1200 gearbeitet haben oder mal im Studio gewesen sein um an einem Mischpult zu stehen, einfach dass der Kopf sich an gewisse Abläufe gewöhnt, anstatt dass man sich darauf verlässt dass das Programm es schon irgendwie richten wird. Als wir damals ins Studio gingen, mussten wir uns ans Mischpult stellen und das Album mit unseren eigenen Händen mischen und falls jemand den Beat nicht rechtzeitig reingehauen hat oder die Lyrics nicht rechtzeitig gemutet, musste man alles noch mal von vorne machen. Dein Gehirn musste wirklich mitarbeiten um es nicht zu versauen, während heutzutage…..Ich glaub du weisst worauf ich hinaus will. Die Technik macht an der Oberfläche alles erstmal einfacher. Viele Rapper heutzutage kommen ins Studio und sagen so was wie “Alles klar…Ich hab mein Part jetzt einmal aufgenommen. Schieb das eine Wort ein bisschen nach vorne, das nach hinten, der Chorus war nicht ganz on point…” …hau einfach einen Vocoder drüber… …ganz genau. Damals musste man einfach gut sein in dem was man tat, weil es solchen Krams einfach nicht gab. In wie weit hat sich eure Art und Weise Musik zu machen über die Jahre verändert? Vieles ist gleich geblieben. Wie ich gerade schon meinte, ist die Technik eigentlich das Einzige, das sich geändert hat. Ich hab damals mit Mastertracks angefangen Musik zu machen auf einem riesigen Apple, zudem noch mit der SP1200. Worauf ich hinaus will: Alles was sich seitdem verändert sind nur die verschiedenen Programme von Logic bis hin zu Pro Tools und so weiter. Aber ich versuche nach wie vor jeden Aspekt des Programms zu verstehen und ein Gefühl dafür zu bekommen um es dann auch genau so einsetzen zu können, wie ich es brauche.

7. Ich hab euch auf dieser A Tribe Called Quest Doku von Michael Rapport gesehen, die ein etwas offenes Ende hat. Was glaubst du wie groß unsere Chancen sind, dass wir nochmal ein Tribe Album zu hören bekommen?

Schlecht…Ich denke dass wird nicht passieren. Bis heute stehe ich eigentlich jedem von ihnen noch ziemlich nah und ich bin immernoch ein riesiger Tribe Fan. Ich habe Versionen von Tracks zu hören bekommen, die du niemals hören wirst. Ich hab sie in meinem Besitz. Ich hab Songs gehört, die sie zwar aufgenommen haben, die aber niemals veröffentlicht werden und ich brenne nach wie vor für ihre Musik. Aber ich bin auf eine Art auch wie ihr Bruder…und für mich ist das Wichtigste, dass diese zwei Brüder (Phife Dawg und Q-Tip – Anm.d.R.) miteinander klar kommen…das ist alles. Mir egal ob sie je wieder Musik gemeinsam machen. Ich hatte immer das Gefühl, dass ihre Musik so on point war, weil es auch ihre Beziehung zueinander war. Wenn das nicht der Fall ist, würde es wohl auch der Musik an etwas fehlen. Ich bring sie oft zum lachen, wenn ich ihre Beziehung zueinander mit den Rolling Stones vergleiche, wo Keith Richards ständig Beef mit Mick Jagger hat und so weiter, aber die Dynamik aus diesem, was auch immer es ist, funktioniert. Aber trotzdem denke ich, dass es immer noch zwei Typen sind, die sich seit dem Kindergarten kennen. Und ich glaube es ist einfach wichtiger, dass die beiden ihre Verbindung miteinander haben, als ein neues Tribe Album zu hören zu bekommen.

8. Neben dem Musik machen, wart Ihr in den letzten Jahren in alle möglichen anderen Projekte involviert wie das Label Spitkicker zu gründen, einen Schuh für Nike zu designen, dieses Universitätsding über das wir vorher gesprochen haben. Was steht als nächstes an?

Musik machen ist unser Hauptding nach wie vor. Davon abgesehen waren wir öfter in Verbindung mit Nike. Mal schauen. Vielleicht arbeiten wir nochmal zusammen an einem Schuh mit Ihnen. Ansonsten auf jeden Fall Bücher. Ich hab schon immer gern geschrieben und so langsam komme ich meinem Vorhaben ein paar Kinderbücher zusammen zu stellen immer näher. Außerdem würden wir gerne ein ziemlich umfangreiches De La Soul Buch veröffentlichen, mit einigen Geschichten und unseren Lyrics. Wir bekommen immer wieder Props für unsere Texte, aber wenn die Leute uns dann zitieren entspricht es nicht unbedingt dem was wir eigentlich sagen wollten. Deshalb würden wir da gerne einiges klar stellen und ein Buch mit den Lyrics zu allen Alben raus hauen. Solches Zeugs eben. Alle möglichen Ideen, die wir gerne umsetzen würden und in die wir uns mehr vertiefen wollen.

9. Irgendwelche neuen Acts aus den Staaten die wir uns auf jeden Fall reinziehen sollten?

Es gibt glaube ich eine Menge neuer Artist, die hier und da ihre schillernden Momente haben…Mac Miller find ich ziemlich gut. Ich denke ihn sollte man auf jeden Fall auschecken. Kendrick Lamar ist ziemlich cool. Er ist zwar nicht unbedingt neu, aber auf jeden Fall einer dieser jüngeren Künstler, die gute Lyrics und einen großartigen Sound haben…Da gibt’s ne Menge….Zwar auch nicht unbedingt neu, aber trotzdem herausstechend wäre die Odd Future Crew. Taylor ist auf jeden Fall verrückt. Aber viele der Sachen, die er macht sind einfach originell und erfrischend, im Vergleich zu dem was man sonst so zu hören bekommt. Und es ist schön zu sehen, dass sowohl die Gangster Fraktion, als auch alle anderen Künstler diesen Typ dafür schätzen, dass er sich auf erfrischende Art und Weise vom Rest abhebt… Jeder sollte glaube ich selber abwägen was einem taugt und was nicht. Für mich persönlich gibt es jetzt nicht unbedingt einen bestimmten Künstler, dessen Alben ich alle feiern würde.

10. Letzte Frage. Geht Ihr auf Tour mit First Serve?

Wenn sich die Möglichkeit ergibt, mit Sicherheit. Wir werden auf jeden Fall ziemlich mit unseren De La Sachen eingespannt sein, aber ohne Frage würden wir gerne auf Tour gehen. Sobald das Album draußen ist, wird man sehen in wie weit Promoter bezüglich einer kompletten First Serve Show auf uns zu kommen werden. Wir proben gerade mit der Band, die auch an dem Album mit uns gearbeitet hat, für einige TV-Shows und auf jeden Fall würden wir auch gerne mit ihnen auf Tour gehen.

 

Text & Interview: Philip Frowein (2012)