KING OF

RIDDIMS & BEATS

 

Der russische Wahl-Londoner gehört zweifellos zu den ganz großen Produzenten der Neuzeit und es besteht auch kein Zweifel dran, dass der Held des kreativen Untergrunds immer noch unterschätzt wird. DJ Vadim gehört zu den aktivsten Figuren die ihre Basis im HipHop haben aber die Engstirnigkeit des Genres schon immer ignoriert haben. Seine instrumentalen, fast schon trippige Klangwelten haben ihn Ende der 90er Jahre bekannt gemacht. Inzwischen hat er unzählige Remixes und Produktionen veröffentlicht, sowie Projekte gestartet. Typisch Vadim ist, dass er ständig neue Sounds aufsaugt und verarbeitet. In seinen weltweit gebuchten Sets spiegelt sich das immer wieder. Spannend verbaut er Dubstep, Reggae, Broken Beats, Dub, Funk und HipHop.

Auf seinem neuen Projekt THE ELECTRIC zeigt er, dass er den futuristischen Urban Soul durchaus mitdefinieren kann und dass er von den Neu-Seeländern von Fat Freddy's Drop gelernt hat. 

1. Wenn man auf deine bisherigen Releases blickt, kann man sehen, dass du dich als Künstler immer weiter entwickelt hast. Von deinen jazzigen, atmosphärischen instrumentalen Soundcollagen („USSR Reconstruction“) bis zur Eklektik auf „U can’t lurn imaginushin“. Wie siehst du deine Entwicklung selbst?

Vadim: Ich bin oft sehr verwundert darüber, wie manche Leute auf meine Musik von heute reagieren, wenn sie meine Produktionen von früher auch kennen. Natürlich mache ich heute andere Musik als vor 15 Jahren. Ich entwickle mich als Künstler ständig und das ist auch gut so. Manchmal verstehe ich die Art von Aufregung gar nicht. Es ist als ob ich früher Techno und jetzt Klassik machen würde. (Lacht). Ich erschließe mir ständig neue Horizonte und probiere viel aus. Damals hatte ich ja auch nicht wirklich Ahnung was ich da tat. Ich hatte einen Sampler und altes Equipment. Heute spiele ich viele Instrumente, habe modernstes Gerät und beschäftige mich mit allen Facetten der Musikproduktion.

2. Du bist bekannt dafür, dass du in deinen DJ-Sets HipHop als Basis verstehst, von der du in verschiedene andere Genres wie Funk, Electro oder Reggae (Dancehall) switchst. Das ist die alte Schule – in dem man dem Publikum neues vorstellt und trotzdem die Hits nicht vergisst zu spielen…oder?

Vadim: Ich bin wirklich sehr beeinflußt von DJ Jazzy Jeff. Er hat mich geprägt, weil er komplett locker und unkompliziert „Billy Jean“ (Michael Jackson), „All night long“ (Lionell Richie) sowie unbekannten James Brown-Stücken neben Motown-Klassikern spielte, dauernd mit raren Discoscheiben begeisterte und zugleich Rap und House kreuzte. Er spielte Reggae, Funk oder Underground-HipHop und konnte die Leute mitreißen, ohne nur die Hits zu spielen. Er platzierte komplett unbekannte Songs jeglicher Genres genau richtig und es rockte. Da ist auch mein Anspruch. Ich habe auch kein Bock die ganze Nacht „Full Clip“ (Gangstarr) und ähnliches zu spotten, nur weil es ein Sure Shot ist. Viele Djs laden sich bei iTunes die „best of golden era hiphop“ runter und spielen die ganze Nacht Hit an Hit. Es gehört jedoch mehr dazu ein DJ zu sein. Ich will die Leute auch im Kopf bewegen!

3. Kommen wir zu deiner Arbeit als Musikmacher. Im Gegensatz zu vielen anderen Produzenten diggst du noch immer Vinyl überall auf der Welt und suchst nach Sample-Quellen. Heißt das dann auch, dass du ein altmodischer Beatschmied bist und nur auf das tragen der Traditionen aus bist?

Vadim: Der Begriff “Diggin” kommt von früher, als alles begann. Ich verbinde es nicht unbedingt nur mit Vinyl. Ich kaufe zwar hier und da noch Platten, aber das „diggen“ geht auch souverän digital. Früher habe ich Tonnen an Scheiben aus den 1960ern und 1970ern gekauft. Ich habe immer noch soviel zu Hause und der Platz wird immer weniger. (lacht). Im Moment suche ich viel auf 80er-Cds und Mp3s nach neuen Samples. Obskure Electronica, Kraftwerk und Depeche Mode finde ich zur Zeit sehr spannend.

4. Deine letzten beiden Alben erschienen auf dem englischen Vorzeige-Independent-Label BBE MUSIC. Warum hast du dich dagegen entschieden dein neues Project „The Electric“ nicht dort zu veröffentlichen?

Vadim: Zu aller erst muss ich ganz klar sagen, dass es ein Ehre für mich ist mit BBE gearbeitet zu haben. Sie haben einen unglaublichen Katalog und dort haben alle Größen wie Masters at Work, David Rodigan, Dimitri from Paris, Dilla oder Keb Darge veröffentlicht. Ich habe BBE damals sogar neue Talente wie Julien Dyne oder Ladi6 vermittelt. Darauf bin ich sehr stolz. Nun veröffentliche ich einfach diese Platte nicht dort. So läuft es nun mal. Ich habe durch meine Arbeit mit Mo Wax, Ninja Tunes, Warp viele Einblicke bekommen. Es ist interessant zu sehen wie vermeidlich größere Labels viele unbekannte Künstler signen. So hat jedes Label eine andere Vorstellung in welche Richtung es gehen soll. Letztlich habe ich mich dafür entschieden das Label zu verlassen und etwas Neues zu probieren.

5. Was kann man von deinem neuen Projekt THE ELECTRIC erwarten?

Vadim: Neue Beats von mir und wundervollen R’n’B von Sabria Jade in der sehr smoothen Kombination es tighten Raps von Atom Pugz.

6. Du bist weiterhin als DJ unterwegs. Was sind deine "Werkzeuge"?

Vadim: Ich komme vom klassischen Set-up mit dem Mixer und den 1210er. Dieses Kombination brauche ich immer noch. Ich ergänze das oft mit Live-Drummachines & Sampler. Ich spiele Vinyl und digital. Der Schwerpunkt liegt gerade sehr auf Bass-Musik und Dancehall - aber das kann sich morgen schon wieder ändern. HipHop war definitiv auch schon spannender. Ich mag gerade auch sehr diesen NuDisco-Style, den viele DJs spielen. 

7. Danke für deine Zeit. Hast du noch ein paar Worte an unsere Leser?

Vadim: Bless you. Support love & real artists & music.