KINGS OF DIGGIN'

Kon und Amir - das ist ein Digger/DJ/Produzenten-Duo aus New York, das seit Jahren ausgefeilte Mix-Tapes aus Boogie, Funk, Jazz und Soul herausbringt. Ihre erste Compilation veröffentlichten sie 2004 auf dem Label ,,Uncle Junior". Zusammen mit DJ Muro aus Japan zeigen sich die Rare Groove-Spezialisten für die letzte Ausgabe der ,,Kings of..."-Serie für BBE MUSIC, die ,,Kings of Diggin'", verantwortlich. Diesen Sommer spielten sie auf der ganzen Welt einige ihrer legendären DJ-Sets, um die Platte zu promoten.

Still rockin' the floors and practice what they preach: .......soul is the teacher, jazz & funk the preacher...... 

 

1. Ihr zählt zu den größten Platten-Sammlern der Ostküste. Wann habt ihr mit dem Sammeln angefangen? 

Kon: Ich habe 1986 angefangen, Platten zu sammeln. Es wurde sehr schnell zu einem sehr ausufernden Hobby. 

Amir: Ich habe Anfang der 80er Jahre bereits Platten gekauft. 

 

2. Man hört, dass ihr euch selbst ,,Vinyl-Junkies” nennt. Seid ihr immer noch süchtig nach dieser Droge, wo ihr mittlerweile sogar als ,,Rare Groove-Experten” gehandelt werdet? 

Amir: Die Sucht beherrscht definitiv immer unser Leben. Erst gestern habe ich 500 Dollar für Platten ausgegeben. Ich kann es einfach nicht lassen, denn Plattensammeln ist wie auf Crack zu sein.

 

3. Besonders aus der Hiphop-Kultur bekommt ihr viel Respekt und Anerkennung. Auch direkt von Leuten, die ebenfalls als Sammler bekannt sind, wie Spinna, Pete Rock, Q-tip und Diamond D. Tauscht ihr euch irgendwie aus? Werdet ihr nach SAMPLE-Tips gefragt? 

Amir: Ich bekomme ständig Sample- und Sammel-Tips von  Spinna, Lord Finesse und Diamond D. Wir unterhalten uns mindestens einmal die Woche, aber nicht nur über Platten, sondern auch über viele andere Sachen. Natürlich spricht man oft darüber, welche Samples man benutzen könnte und welche zu oft gechoppt wurden - wie zum Beispiel Bob James. 

 

4. Man kann euch auch als DJs buchen. Was würdet ihr sagen unterscheidet euch von anderen ,,Rare Groove-DJs”? 

Amir: Kon und ich unterscheiden uns von anderen Rare Groove-DJs, weil wir viele verschiedene Stile auflegen. Wir können ultrarare Funk- und Disco-Stücke spielen, genauso wie populären Hiphop oder die bekannteren Funk- und Disco-Sachen. Ich glaube wir können auch besser auf die jeweilige Stimmung des Publikums eingehen. Es geht darum den Publikum Spaß zu breiten und auch mal neue Platten vorzustellen. 

 

5. Tut es euch nicht in der Seele weh, die raren Perlen im DJ-Alltag runterzuspielen? 

Kon: Na klar! Platten sind zu kostbar, um sie einfach zu ersetzen. Wenn ich auflege, benutze ich Re-issues von Platten, von denen ich das Original nicht doppelt habe. So bleiben die echten Perlen dann auch in gutem Zustand. Natürlich haben wir auch Serato, wenn wir auf Tour sind. Das erleichtert viel. 

6. Wenn man so tief in der Materie steckt, ist man dann eigentlich noch offen für andere Styles und/oder neue Sounds? 

Amir: Ich versuche auf jeden Fall, offen für neue Sounds und neue Musik zu bleiben. Nur so bleibt man einer der besten bei dem, was man tut. Man darf sich nicht zu sehr in ein Ding vertiefen, sonst schottet man sich selbst von neuen Dingen ab.

 

7. Bob Jones und Keb Darge gelten als Legenden der Funk/Jazz-Ecke. Habt ihr die beiden Nerds jemals getroffen? 

Amir: Ich habe Keb Darge nur einmal auf der WMC in Miami getroffen. Aber ich bezweifle, dass er sich an mich erinnert. Aber aus England kommen viele große DJs aus diesem Bereich. 

 

8. Momentan wird die ,,Ubiquity”-Veröffentlichung von Roy Ayers ziemlich gefeiert. Größtenteils wohl, weil man in den heutigen Produktionen nicht mehr diesen “warmen, runden” Sound bekommt. Was hat sich geändert? 

Amir: Die Technik hat den Sound heutiger Musikproduktionen verändert. Alles klingt so sauber und synthetisch. Musik hat diesen roboterähnlichen Touch, als ob sie keine Seele mehr hätte. Ich glaube, dass das der Grund ist, warum die gute Musik von damals wieder so gefragt ist.

9. Seid Ihr auch der Meinung, dass Acts wie THE ROOTS aus Philly diesen Sound zurückbringen? 

Amir: The Roots sorgen auf jeden Fall dafür, dass der gute alte Sound wieder auflebt. Ich respektiere die Roots sehr, denn sie finden immer neue Wege, gute Musik an die Öffentlichkeit zu bringen, ohne dabei ihre musikalische Identität zu verlieren.

10. Erzählt uns ein bisschen über ,,ON TRACK”, eure Mixtape/CD-Reihe.. 

Amir: Nun, ich muss ehrlich sagen, dass die On Track-Serie in Europa und Japan viel mehr Anerkennung bekommen hat als in den USA. Das wird mir immer wieder bewusst, wenn ich in Europa auflege und merke, wie sehr die Leute dort schätzen, was wir tun. In Amerika ist das leider anders. Dort kennt man eher Leute wie DJ Clue und Kay Slay, aber nicht Kon & Amir. Wir haben ein klassisches Nischendasein. Wir sind auch mit einigen europäischen Labels in Verhandlungen für Compilations. 

 

11. Kennt Ihr das Prince-Video ,,Musicology”? Meiner Meinung nach kann es einfach nur gut sein, wenn Pop-Idole wie Prince Funk-Musik supporten! 

Amir: Tut mir leid, aber ich kenne das Musicology-Video noch nicht. Ich stimme Dir aber zu, wenn mehr Künstler wie Prince die Funk-Musik unterstützen würden, wäre es definitiv besser. Die Briten sind da ein schöne Beispiel dafür, dass man diese Subkulturen pflegen soll. Denk doch mal an die ganzen Northern Soul-Aktivisten! 

 

12. Wer ist der wahre ,,King of Diggin’”? Der Japaner DJ Muro oder Kon & Amir? 

Amir: (lacht) Ich glaube nicht, dass sich irgendjemand selbst King of Diggin’ nennen kann. Deshalb denke ich, dass weder Muro noch Kon und ich die ,,Kings of Diggin’” sind - aber die Compilation sollte man sich unbedingt zulegen. 

 

13. Der Titel ,,Microwave Boogie” hat mich umgehauen. Er ist rar und extrem tanzbar. Ist das der Unterschied zwischen euch und Keb Darge, der sich als Experte auf psychedelischen, rockenden Deep- und Garage-Funk spezialisiert hat? 

Ja, wir versuchen, bei der wahren Definition von Party zu bleiben. Wir möchten, dass die Leute tanzen und Spaß haben, während wir ihnen auch die raren Sachen füttern. So nach dem Motto, gib den Leuten ein paar unbekannte, tanzbare Stücke, und sie werden hoffentlich sagen ,,das ist ein Klassiker”.

 

14. Wird es noch mehr Remixe oder Produktionen von Kon & Amir geben? 

Kon und ich werden auf jeden Fall noch weitere Remixe und Edits herausbringen. Wir haben so viele großartige Stücke, die wir der Welt zeigen möchten, und bei denen die Leute mit Sicherheit ausflippen werden.

 

15. Welche 10 Platten dürfen auf keiner Party fehlen? 

Die zehn Platten, von denen ich denke, dass sie auf keiner Party fehlen dürfen. Die Reihenfolge ist zufällig, wie sie mir gerade eingefallen sind.

  1. Slave – ,,Just a Touch of Love” – 12″
  2. Lorraine Johnson – ,,The More I Get the More I Want” – 12″
  3. Herbie Hancock – ,,You Got Stars in Your Eyes” – 12″
  4. Aquarian Dream – ,,You’re a Star” – 12″
  5. The Rimshots – ,,She’s My Dancing Girl” – 7″
  6. Fonda Rae – ,,Fat Rat” – 12″
  7. Cheryl Lynn – ,,Got to Be Real” – 12″
  8. Chic – ,,Good Times” – 12″
  9. The Rhythm Makers – ,,Soul on Your Side” – 7″
  10. Tanya Gardner – ,,Heartbeat” – 12″

 

Text/Interview: Peter Parker